Kommentare (9)
“Gangster Girls“,
ein österr. Dokumentarfilm von 2008, lief im Wr. Stadtkino. Dazu gibt’s als PDF-Dokument das Presseheft mit einem „Kleinen Häfenwörterbuch“, in dem
„Fazi“ als „HausarbeiterIn“, männlich oder weiblich also, definiert ist.
http://stadtkinowien.at/media/uploads/filme/316/Presseheft_GangsterGirls.pdf„Fazi“ mit -z- schreibt auch der KURIER: »
Dorfi war zwar jahrelang „Fazi" (Hausarbeiter im Gefängnis). Heute möchte er nicht mehr „mülli“ (eingesperrt) sein. Er will mit seiner Bande nichts mehr zu tun haben: „I hob mi owilass'n von der Partie.“ Damit sei es vorbei, „so wie mit der Strizzi-Sprach'“, seufzt der frühere Dauergast im „Einser“ (Gefängnis des Landesgerichts).« Aus KURIER (20.09.2010) , zit. nach
http://forum.ueber55.at/showthread.php?t=15556„Fazzi“ mit -zz- ist allerdings weit älter:
»Der Fazzi, der vom Aufseher milde behandelt werden will, versucht sich erkenntlich zu erweisen [...]Die Fazzi sind meist tagsüber in der Zelle nicht eingesperrt. Sie dürfen sich auf den Gängen des Strafhauses frei bewegen. «Ernst Spitz: "Du gehst vorbei. Bericht über die Verhältnisse in österreichischen Gefängnissen, mit einer Erwiderung der landesgerichtlichen Gefangenhausdirektion in Wien"
Malik-Verlag, Wien 1924, S. 35
»Der Direktions-Fazzi genießt besondere Privilegien und ist grundsätzlich kein Vorbestrafter, sondern ein echter Frankist.« Hermann Gail: „Rotwelsch. Oder: Meine Sprachforschungen im Inquisitenspital.“ In: „Dialect. Internationale Halbjahresschrift für Mundart und Mundartliteratur“ , Bd. 1-3 (1977), S. 73
„Faci“ mit -c- statt -z- buchstabiert den einsitzenden Hausarbeiter hingegen Thomas Northoff:
» Man saß den ganzen Tag da und wartete auf die Essensausgabe, zu der die Tür aufging und ein Faci, hinter dem stets ein Beamter stand, das Essen austeilte. Die Facis waren fast alle tätowiert, zumeist auch an den Handrücken. Insgesamt aber überwog die Anzahl der untätowierten Insassen. Vielleicht fielen die Hautbilder der Facis deshalb eher auf, weil bei der Ausschank des Essens und dem Hantieren mit dem Schöpflöffel insbesondere die Hände ins Blickfeld geraten. Einer persönlichen Empfindung gegenüber den Facis und damit auch irgendwie den Tätowierten gegenüber konnte ich mich nicht enthalten « Die Herausgeber kommentieren in einer Fußnote:
»„Faci“ heißen im österreichischen Häftlingsjargon die Hausarbeiter «
Thomas Northoff: „Gefangenentattoos und -graffiti“ In: Kai Bammann / Heino Stöver (Hrsg.): „Tätowierungen im Strafvollzug“, Univ. Oldenburg 2006, S. 122
http://oops.uni-oldenburg.de/volltexte/2007/525/pdf/bamtae06.pdf Ob Northoff dabei an Hilfskräfte eines
Facility Managers (= Betriebsleiter, Hausmeister)gedacht hat?Beim „vagabundierenden“ Roland Girtler gibt's zwar eine Erklärung:
»Hausarbeiter (Gefangener): Fazi (von: Kalfakter - lat. calefacere: heizen)«(Roland Girtler, „Randkulturen. Theorie der Unanständigkeit“ [1995] S. 264)
jedoch schreibt Girtler 12 Jahre später:
»Von wo das Wort Fazi kommt, weiß ich nicht, Fazi ist die Gefängnisbezeichnung für den Hausarbeiter schlechthin«, nachdem er vom „Stock-Fazi“ berichtet hat:
»Solche Informationen erhält man vom Stock-Fazi, dem Stockschreiber, der alle Daten über die Eingänge zur Verfügung hat.« (Roland Girtler: „'Der' Adler und die drei Punkte. Die gescheiterte [kriminelle] Karriere des ehemaligen Ganoven Pepi Taschler“, Böhlau, Wien 2007 S. 70
http://tinyurl.com/bzfnqp7)Franka Birkholz hatte das noch nicht gewusst, als sie in ihrer "Studienarbeit" an der Univ. Potsdam „Rotwelsch - Die geheime Sprache sozialer Außenseiter“ im Jahr 2004
Girtlers Version von 1995 wörtlich übernahm (s.
http://tinyurl.com/chbbpf2 ), jedoch hätte es bei der späteren Veröffentlichung (GRIN Verlag, 25.06.2008) gar wohl berücksichtigt werden können.
Koschutnig 06.12.2012
Fazi und so...
eine weitere Ableitungsmöglichkeit ( und m. E. die wahrscheinlichere) wäre von "Faktotum"...
...aber im Prinzip haben hier Einträge "vum Schmoiz" nur bedingte Anwesenheitsberechtigung - de Piefke sulln, waunns bei uns eidraht wern, gfölligst genauso lernen wiar a jeda Frankist...
nicolai 29.01.2013
User nicolai´s Zitat für Jeden verständlich gemacht: - Service !
...aber im Prinzip haben hier Einträge "vum Schmoiz
("vom Gefängnis / Haftstrafen") nur bedingte Anwesenheitsberechtigung -
die Piefke
(Norddeutschen, allerdings in dem Fall abwertend alle
Deutschen über einen Kamm geschert) sulln
(sollen), waunns
(wenn sie) bei uns eidraht
(inhaftiert) wern
(werden), gfölligst
(gefälligst)
genauso lernen wiar a
(wie ein) jeda
(jeder) Frankist
(ein Anhänger einer jüdischen Sekte)...
http://tinyurl.com/bh2olq6Da die Übersetzungen für Bewohner des Nachbarlandes
vorgesehen sein sollten, hier für Nichtversteher aus D dieser Service.
Beachtenswert der erschreckende und abwertende Vergleich am Schlußteil....
Kurzform: Behandelt Deutsche wie eine jüdische Sekte? Dafür stehe ich sicher nicht !
Cubitus 30.01.2013
Aber, aber, wer wird denn!
Man müsst' ja nicht unbedingt so einseitig denken und könnt' seine Gedanken auch woanders hin lenken, man könnt' etwa versuchen, übern Lattenzaun nicht nur ins längst vergangene Polen zu schaun!
Aber då am End von mein' Kommentar
jå von einer
Franka Birkholz die Rede war,
und weil's g’wiss is, dåss „Franka“ då ihr Vornåmen ist
und net die Mitgliedschaft bei irgendwelche „Frankist“, so denk i mir, es sand vielleicht mit de „Frankisten“ vom Nicolai lei die Fans von da Frau Franka Birkholz då g’mant.Aber he, då wårnt jå Gauner aa noch, de wås an jeden, der
net einikummen is ins Loch, an „Frankist“ g’haßn håm, åber mit de passt der jüdische Jakub Lejbowicz alias Frank jå wirklich net z'såmm, den s’ in der ADB doch glått einen „abgefeimten Betrüger“ g’nånnt håm.
http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Frank,_Jacob Doch denken S' drån, mei lieber Herr: Andere „Frankisten“ gibt’s ja noch mehr!
z.B. die Trotzkisten von der Ligue Communiste Révolutionnaire, aner frz. Partei, die vom Pierre
Frånk gegründet worden sei, und die deshalb „Frankisten“ sind,
und aa die spanischen Faschisten vom Franco sind solche „Frankisten“ . Månchmål schreiben s' deren Ideologie zwår eh a so mit an -qu-: „franquismo“ > dann wären s' „Franquisten“, aber Q im Deutschen? Na, des mög ma eigentlich net. Zweng dem schreiben s' jetzt aa die Al-Qaida heutzutag fåst nur mehr mit an K - Al-Kaida wie Krida - ! Übrigens, der unhamliche Pseudo-Messias und doppelt katholisch getaufte Jakob Lejbowicz Frank, nach dem die anzigen Frankisten g’nannt worden sand, von denen aner ziemlich bled da herin ållaweil fürchterlich auf'blasn red’t, weil er's wahrscheinlich überhaupt net versteht, wår immerhin 13 Jåhr „eidraht“, hurra! Und die Leit, die ihm nachgrennt sein, sand ålle miteinånda auf an anzigen Schlåg katholisch worden, denn sena fålscher Messias is eahna gånz anfach verschwundn und gstorbn. Nix war’s mi’m Himmel auf Erdn! Na geh! Vielleicht ist nåchher des rotwelsche Wort für „unbescholtene Bürger“ lei a ironischer Scherz: „Wassts eh , dass ös aa ållesåmt eine in Tschumpus g’hörts - ös freie Frankisten!“
Koschutnig 30.01.2013
Frankist
ist schon eingetragen:
FrankistAber von einer jüdischen Sekte ist da keine Rede ...
JoDo 31.01.2013
Mein Hinweis auf Quelle Frankisten wurde explizit auf
http://tinyurl.com/bh2olq6 hingewiesen.
Wie es scheint, ist in meiner Übersetzung ein „I-Tipferl“ zum Herumreiten
gefunden worden. Bestehend aus 807 Buchstaben und 106 Wörtern scheint ja außer
dem Wort Frankist – das
witzigerweise ich nicht übersetzt habe, sondern Wiki
alles Weitere doch zu passen. Wiki je nach Bedarf gerne genommen zur Belegung
oder ebenso zur Zerlegung eines Begriffes. Als Quelle einer Belegung hat sich
in meiner Erfahrung Wiki immer gut bewährt.
Bei erneutem Durchlesen entdeckte ich bei "vum Schmoiz das fehlende Anführungszeichen
am Ende. "vum Schmoiz“ wäre also richtig und zu ergänzen. Sollte sich auch hier daran jemand stören werde ich gerne ein weiters
“ einfügen.
Was allerdings die Gesamtzahl der Buchstaben wie zu Beginn erwähnt
von 807 auf 808 der Anzahl erhöht.
Weitere grammatischen Unstimmigkeiten bitte ich zu entschuldigen, sie sind weder
beabsichtigt oder noch gewollt. :-)
Zu den Anmerkungen / Beanstandungen des Frankisten:Der Hinweis auf Wort 9798 weist auf ein Wort dessen Übersetzung im Internet
unbefriedigend belegt zu finden ist.
Franka Birkholz in Verbindung zu meiner Übersetzung zu bringen ist schlicht und einfach
lächerlich. Nicht einmal andeutungsweise oder versteckt gibt es bei mir da einen Hinweis auf Verbindung.
Meine direkte Quelle – Der angegebene Link wurde schlichtweg überlesen......
Zitierter Wolfgang Teuschl erwähnte Fraunkisdn in einer speziellen Übersetzung im Wiener Dialekt) von Bibelauszügen. In dem Fall :
----
Das Mahl mit den Sündern (Markus 2,15-17). ---
Betreffende Passage hierzu:
(Ich zitiere nur zwei Sätze von dem Inhalt des Buches was eigentlich nicht
gewünscht wird. Jedoch zum Verständnis Fraunkisdn – Gelehrter unumgänglich)
Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.
Und weng den bi i fia d Büücha do, und ned fia d Fraunkisdn.
Hier wären die als Fraunkisdn Bezeichnete mit den Gelehrten gleich
zu setzen. Daher sehe ich keinen Zusammenhang mit Inhaftierung Derer,
nur weil sie Gelehrte sind.
Ferner übersetzt gar bessawissa selbst den Frankist mit :
unbescholtener, rechtschaffener Bürger
Auch hier kann dieser „Frankist“ wenn er diese Eigenschaften aufweist keinen
Grund haben in Zusammenhang mit Inhaftierung zu stehen.
In der neuzeitlichen Verwendung des Begriffes Frankisten wie Wikipedia
bzw. mein Link beschreibt ist der Zusammenhang jüdische Sekten und damit
der Inhaftierung doch vielen in beschämender Weise im Gedächtnis.
Eigentlich frage ich mich:
Der Knackpunkt ist nun der Frankist ? Der Frankist, von denen sich die Piefke gefälligst
was lernen sollen wie nicolai schreibt oder geht es doch nur um eine gutgemeinte
Übersetzung zu zerlegen und eine Gegenmeinung nicht zu akzeptieren?
Zusammenfassend:
Nach wie vor distanziere ich mich dieser Art von Beschreibungen der
Nachbarn. Mögen Diejenigen, die sich nur an einem einzigen Wort einer
Gesamtübersetzung stören daran erfreuen
und im Grunde dem zustimmen
dem ich fern bin.Cubitus
Cubitus 31.01.2013
PISA-Drama: Das mangelnde Leseverständnis . Der Tragödie 1. Teil:
Nicolai hat zu Einträgen "vum Schmoiz" geschrieben: »
de Piefke sulln, waunns bei uns eidraht wern, gfölligst genauso lernen wiar a jeda Frankist«Dieser offenbar gar zu kompliziert formulierte Satz in ostmittelbairischem Dialekt mit einem Begriff aus dem Jargon des Strizzi-Milieus bedeutet in deutscher Hochsprache:
= Wie von jeder anderen freien und bislang unbescholtenen Person (
"Frankist"), die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, kann in gleicher Weise auch von deutschen Staatsangehörigen, die auf Grund einer im Gebiet der Bundesrepublik Österreich verübten Straftat zu einer erstmaligen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden sind, erwartet werden, dass sie sich mit dem in österreichischen Justizanstalten geltenden Regeln sowie dem daselbst gebräuchlichen Vokabular bekannt machen.
Koschutnig 31.01.2013
PISA-Drama: Das mangelnde Leseverständnis . Der Tragödie 2. Teil:
Aus einem Kommentar v. am 2013-01-31 12:01:07: «Franka Birkholz in Verbindung zu meiner Übersetzung zu bringen ist schlicht und einfach lächerlich.
Nicht einmal andeutungsweise oder versteckt gibt es bei mir da einen Hinweis auf Verbindung.»
Die Interpretation ist „schlicht und einfach lächerlich“, dass Franka Birkholz in irgendeine Verbindung mit
seiner Übersetzung gebracht wurde, wie der Abfasser zweier Kommentare zu verstehen vermeint. Das Gegenteil ist richtig, nämlich dass er mit seiner Scheuklappensichtweise außer an eine Sekte mit einer christlich-jüdischen Mischlehre an keinerlei weitere Deutung des Wortes „Frankist“ zu denken bereit war und andere ähnlich absurde Möglichkeiten wie die von ihm willkürlich gewählte nicht auch nur im Entferntesten in Betracht zu ziehen gewillt oder imstande war.
Gerade die jetzt bereits zum 2. Mal eingebrachte Adresse
http://tinyurl.com/bh2olq6 führt ja zu 3 (in Worten: drei) sehr verschiedenen Bedeutungen von „Frankist“ (trotzkistische Kommunisten, spanische Faschisten, Judenchristen-Sektierer), von denen wohl aus bestimmten Gründen in rassistisch-diskriminierender Weise von jenem Kommentar-Abfasser nur eine gewählt wurde, die genauso jeder Logik entbehrt wie die evtl. Ableitung vom Vornamen einer deutschen Studentin, während Nicolais Verwendung (s. Wort-Eintrag
Frankist) ignoriert wurde.
Koschutnig 31.01.2013
Käs!
- und Fazzi 1924:»
Um Strafmittel und Verbote der Disziplinarordnung zu verstehen, müssen wir zuerst die kennen lernen, die sie handhaben: die Käs (Aufseher) und ihre Handlanger, die Fazzi […] Ein Gegenstück zum Käs, der ein halber Sträfling ist, ist der Fazzi, der sich halb in Freiheit befindet.[…] Erstmalige werden als Fazzis selten verwendet. Sie würden sich auf die Hilfsdienste, die manche Aufseher wünschen, nicht verstehen«Ernst Spitz: „ Du gehst vorbei: Bericht über die Verhältnisse in österreichischen Gefängnissen, mit einer Erwiderung der landesgerichtlichen Gefangenhausdirektion in Wien“, Malik, Wien 1924, S. 34,
Koschutnig 01.02.2013