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Sedlaczek am Mittwoch
Totgeglaubte Wörter leben länger.
Robert Sedlaczek ist Autor der Bücher „leet & leiwand - das Lexikon der Jugendsprache“ und „Das österreichische Deutsch“.
"Als ich Ihre Kolumne über in Vergessenheit geratene Wörter las, erinnerte ich mich an eine erst vor kurzem erlebte Episode", schreibt Dieter Eisert aus Vösendorf. "Ich erwähnte in Anwesenheit von vorwiegend Jugendlichen das Wort ,Gouvernal'. Auf Grund der erstaunten und fragenden Gesichter – das Alter der Anwesenden war von 20 bis 42 Jahre – erklärte ich das Wort und wunderte mich, dass es niemandem mehr geläufig war. Auch keiner der von mir später danach Gefragten kannte diesen Ausdruck."
"WZ"-Leser Dieter Eisert hat auch noch im "Österreichischen Wörterbuch", im "Duden" und in zwei Fremdwörterbüchern nachgeschaut. Nirgends konnte er den Ausdruck finden. Dann bei einer Recherche im Internet die große Überraschung: "Auf Google fand ich ein paar Dutzend Einträge, vor allem auf Seiten, die sich mit Motorrädern befassen."
Die Internetbelege sind eindeutig, wer will kann nachgoogeln. Auf der Website "1000 PS" findet sich beispielsweise in einem Bericht über bestimmte Maschinen der Marke Harley-Davidson folgender Satz: "Im Winkelwerk empfiehlt es sich, fest am Gouvernal zu reißen, die ,Sportster' hat ständig den Drang sich aufzustellen."
An anderer Stelle geht es um eine Buell SS Lightning, ein sportliches Motorrad aus einer Tochtergesellschaft von Harley-Davidson. "Die Position am Gouvernal ist einwandfrei", schreibt der Biker, "obwohl der Lenker eher kurz und relativ stark gekrümmt ist." Dann macht er sich Gedanken darüber, wie er die Maschine umbauen könnte und welcher Lenker besser passen würde.
Sogar ein Zitat aus einer Tageszeitung lässt sich finden. In einem "Kurier"-Interview vom 1. März 2006 rechtfertigt Albrecht Konecny, Chef der roten Bundestagsfraktion, die damaligen Einsprüche des Bundesrates mit einem bildhaften Vergleich: "Nationalrat und Bundesrat sind ein Tandem. Wenn die Mehrheiten unterschiedlich sind, kann es sein, dass der eine tritt und der andere bremst. Am Gouvernal ist die Regierung."
Das Wort "Gouvernal" stammt aus dem Französischen und geht wohl in letzter Instanz auf lat. gubernare (= steuern, lenken) zurück, ist also weitschichtig verwandt mit "Gouverneur" (= Chef eines größeren Verwaltungsbezirks), mit "Gouvernement" (= Regierung, Verwaltung durch einen Gouverneur), aber auch mit "Gouvernante" (= Erzieherin, Haushälterin, sittenstrenge Frau, die andere belehrt oder bevormundet). Im TV-Duell 1975 sagte der alte Fuchs Bruno Kreisky zu dem Neuling Josef Taus: "Schaun S', Herr Doktor Taus. Tun S' mich net schulmeistern. Das is so gouvernantenhaft!"
Der Ausdruck "Gouvernal" scheint heute vor allem bei weit ausladenden Motorradlenkern verwendet zu werden, also bei jenen Maschinen, die durch die Filme "The Wild One" (1954) mit Marlon Brando und "Easy Rider" (1969) mit Peter Fonda und Denis Hopper berühmt geworden sind.
Am Abend im Kaffeehaus werfe ich das Wort in meine bunt zusammengewürfelte Tarockrunde: "Wer kennt das Wort ,Gouvernal'?" Stefan (30) hat den Ausdruck noch nie gehört, dabei ist er stolzer Besitzer eines Motorrads. Allerdings fährt er keine Harley-Davidson, sondern ein Motorrad, das in der Bikersprache als "Straßenmaschine" bezeichnet wird. Roswitha (26) zögert keinen Augenblick: "Das Wort bedeutet so viel wie ,Fahrradlenker'!" Und meine Frau Melita sagt: "Der Großvater hat das Lenkrad seines Autos ,Gouvernal' genannt, ich erinnere mich noch genau daran."
"Gouvernal" ist also ein alter Ausdruck für "Motorradlenker", "Fahrradlenker" und "Lenkrad eines Autos". Die Harley-Davidson-Fahrer werden ihn schon nicht aussterben lassen.
Mittwoch, 04. Oktober 2006
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4409&Alias=wzo&cob=251091 JoDo 27.09.2007
Nachsatz:
Die Herleitung aus dem Griechischen ist natürlich der "Überflieger"!
JoDo 27.09.2007
Gubernal Guvernal Amalia 27.09.2007
tut leid sepultallica,
jetzt häng ich Dich zusammen mit
Gubernal Guvernal JoDo 27.09.2007