Thema: Phrasis non grata

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Phrasis non grata
17.03.2015 von Koschutnig

In der „Wiener Zeitung“ erlaubt man einem Christian Ortner eine regelmäßige Kolumne. In der Wochenendausgabe vom 13./14. März beklagt nun „Christian Ortner am Samstag“ (Seite 2), dass der islamistische Terror bereits zu einer Veränderung im Wiener Innenstadtbild geführt hat:[quote: Ortner am Samstag, Wiener Zeitung (13./14. März 2015):):http://www.wienerzeitung.at/meinungen/gastkommentare/740515_Stadt-ohne-Juden-nicht-aber-.-.-..html] „ Man sieht kaum noch einen Juden mit der Kippa auf dem Kopf, ab und an einen vielleicht, aber das ist es auch schon.

»„ab und an“ - lekker, lekker! sag ich schon mal, nich wahr?«

Allerdings: 1900 erschien in Wien „Im Reiche der Cyklopen", eine „populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik“ von einem Amand von Schweiger-Lerchenfeld, Wiener Reisender, Schriftsteller, Zeitungsmacher und Offizier a.D. : „Die Balken werden hierbei derart geschichtet, daß ab und an [...] Hohlräume von 1 Meter im Quadrate frei bleiben“. Das ist immerhin der älteste entdeckte „Ab-und-an“-Fund überhaupt, jedoch keiner der jüngeren Belege, die ich gefunden hab, war dann aus Österreich.

Alle Österreicher, die ihr mit „ab und an“ aufgewachsen seid, daher bitte dringend melden!

Der 1958 in Wien geborene Ortner, der seit nach eigener Aussage seit mehr als 20 Jahren im 1. Bezirk wohnt, verspürt jedoch den unwiderstehlichen Drang, ausgerechnet in der „Wiener Zeitung" diese deutsche Sprachkuriosität, deren Verwendung in der dt. Medienlandschaft in letzter Zeit stark zugenommen hat - 283 Treffer in den letzten 3 Jahren allein in der Hamburger ZEIT! - , auch fürs heimische Sprachgut zur Wiederauferstehung zu bringen.

Wenn ihm schon nicht für sein „Zentralorgan des Neoliberalismus“-Forum ein zweites Mal ein Publizistikpreis zuerkannt wird - [Quote:Ortner online:http://www.ortneronline.at/?page_id=4 ]„Ganz Gallien ist jetzt von den Keynesianern besetzt. Nur ein kleines Dorf am Rande der von ihnen besetzten Gebiete leistet tapferen Widerstand gegen zu viel Staat, zu viel Regulierung und zu wenig Markt: OrtnerOnline,“ allein für sein „ab und an“ wäre ein neuerlicher Preis fällig. Oder eine Ausbürgerung wegen unösterreichischer Umtriebe? Geht nicht, wir sind (neo)liberal...

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