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Gründel, Grindel

das,
[ Gründl ]

Radwelle einer Wassermühle


Wortart: Substantiv
Kategorie: Arbeitswelt Technische Begriffe
Erstellt von: JoDo
Erstellt am: 06.01.2007
Bekanntheit: 0%  
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Kommentare (10)


Peter Rosegger, Als ich noch der Waldbauernbub war
Unsere schöne Mühle im lichten Wiesental, in der ich meinem Vater so oft das Korn mahlen half, war in einer Nacht niedergebrannt, bis auf die zahllosen Eisennägel und die zwei Mühlsteine, die ganz dunkelrot angelaufen und dann in mehrere Stücke auseinandergefallen waren. Das Wasserrad am halbverkohlten Gründel allein war stehengeblieben, und auf dasselbe schoß der Mühlbach nieder, und das Rad lief und tanzte in hastiger Eile wie närrisch. Verrückt war es geworden ob des Unglückes. Und erst als mein Vater den Mühlbach ab in den Fluß leitete, blieb das Rad stehen und stand viele Jahre lang hoch und kohlschwarz und unbeweglich über dem Schutt.
http://gutenberg.spiegel.de/rosegger/waldbaur/Druckversion_waldb291.htm
Nachtrag: Rosegger verwendet hier in kurzem Abstand ein und dasselbe Wort in zwei unterschiedlichen Bedeutungen: war stehengeblieben - erhalten geblieben, und: blieb das Rad stehen - hörte zu laufen aufauch interessant
JoDo 06.01.2007


Museum Hackenschmiede, Bad Wimsbach (OÖ)
... Die größte Wasserradanlage mit 3,1 m Raddurchmesser, einem 6 m langen Grindel und zwei Schwanzhämmern, ist das Prunkstück der Hammerschmiede.
JoDo 19.12.2013


Grindel, Grindelbaum
Hier ist die Herstellung, der Aufbau und die Verwendung gut beschrieben:- http://holzverwendung.boku.ac.at/refbase/files/ast/2011/234_Ast2011.pdf"Der
Grindelbaum
ist eine Welle und besteht aus einem gerade gewachsenen Stamm. Er überträgt die Kraft
eines Wasserrades auf eine beliebige Arbeitsmaschine(Abb. 1). An beiden Enden sind
sogenannte Anker,Eisenblätter mit hervorstehenden Zapfen(Abb. 3), eingelassen,welche auf Lagern aus Holz, Eisen oder Messing aufliegen(SCHEUCHEN-STUEL, 1856)"Allerdings scheint das Grindel/Gründel nicht nur in Österreich bekannt zu sein. Weiteres folgt dazu demnächst.
Compy54 19.12.2013


Der sächsische "Grengel" wird Compy freuen:
1752 erschienen in Leipzig die „Oeconomisch-Physicalischen Abhandlungen,“ in deren 4. Band sich
„Herrn Lic. Gottfried August Hofmanns öconomisch-mathematische Beschreibung Des Pfluges“ findet,

(„Von dem Acker-Pfluge, wie er in Sachsen, sonderlich um hiesige Noßnische Gegend, so das Mittel zwischen dem Erztgebirge und dem dasigen Niederlande ist, geführet wird.“), worin er feststellt:
Solchemnach fallen in die Haupt-Directions-Linie folgende Theile des Pfluges: die Zunge oder Deichstel, die Mitte des Einschnitts über der Ax, in welchem der Gründel, oder wie ihn der Landmann nennet, der Grengel [!!] ruhet, der Mittel-Punct des Gründels, wo er itztgedachter massen auflieget, dann gehet diese Linie von dar hinterwärts meist auf die rechte Seite des Gründels, wo er in die Stürze eingekeilet ist, mithin streicht sie, wegen der Krümme des Gründels, zwischen dem Seg und der Scharre hindurch.(Peter von Hohenthal: Oeconomisch-Physicalische Abhandlungen, Vierter Theil , Comptoir f. Litteratur, Leipzig 1752, S. 836)

http://tinyurl.com/qgywdhb
Doch so leid es mir für den Sachsen tut, auch in den „Annalen der Landwirtschaft in den Königlich Preußischen Staaten“, (Bd. 47, Berlin 1866) findet sich der Grengel (S. 78 und 79) , ebenso als Teil des Pfluges allerdings auch der Grindel (S. 86, 244, 245) http://tinyurl.com/pt8h4p8
Koschutnig 19.12.2013


Als Laie
habe ich zwei Fragen:
• Ist das Pflugstück und die Radwelle wirklich das gleiche Wort? Weil nämlich
• das engl. ´to grind´ der Gri/ündel-Welle doch ziemlich nahe steht, dem Pflug aber nicht so.
JoDo 20.12.2013


2 Arten von Grindel oder Gründel?
Sächlich fürs Wasser und männlich fürs Land?
Meine Ahnungslosigkeit spiegelt sich in der 00-Beurteilung, und Brockhaus hilft mir nicht weiter, denn das sagt die
Brockhaus-Enzyklopädie:
"Grindel Teil des -> Pfluges", und dort: "Der aus Holz oder Stahl hergestellte, gerade oder geschweifte Grindel (Gründel) ist am Hinterende mit dem Pflugkörper verbunden, am Vorderende mit dem Vordergestell des P. oder unmittelbar mit dem Zughaken." Doch wer/was pflügt das Wasser? Die Erklärung bietet Grimm Wb., "Grindel" Nr. 5)!
Koschutnig 20.12.2013


Beim online-DUDEN ist es "der Grindel" fürs Land:
"Bedeutung:

a. Pflugbaum
b. Schlagbaum...Herkunft:mittelhochdeutsch grindel, grendel, althochdeutsch grintil = Riegel, (Quer)balken, grentil, ursprünglich = Gatter"Aber das hilft uns auch nicht weiter, ebenso wie die oder der Gründel auf selbigen Seiten, denn das bezieht auf "in vielen Arten vorkommender, meist kleiner, schlanker Fisch mit bunt gezeichnetem Körper, der gewöhnlich am Grund eines Gewässers lebt".Ich hatte noch eine sehr interessante Seite gefunden, auf die man zur Zeit wegen Überlastung leider nicht zugreifen kann. Also bis demnächst ...
Compy54 21.12.2013


- http://tinyurl.com/pu8wjbn Technologisches Wörterbuch, oder alphabetische Erklärung aller ..., Band 5
von Johann Karl Gottfried, 1793, Seite 737"Grindel, Pflugbaum des Göttinger Pfluges. So heißt dasjenige Stück, woran alle übrige Theile zusammengehalten werden. (S. a, Grendelbaum Jac.)"weiterhin auf der gleichen Seite:Grindel, (Mühlenbau) s. WelleAußerdem wird auf Seite 735 selbigen Buches unter "Grengelbaum" auf "Grendelbaum" verwiesen.
- http://tinyurl.com/p4os6k9 Technologisches Wörterbuch, oder alphabetische Erklärung aller ..., Band 8
von Johann Karl Gottfried Jacobsson,Otto Ludwig Hartwig,Johann Beckmann"Welle, Gründel, (Mühlenbau) heißt der Baum, an welchem bey den Wassermühlen das Wasserrad, bey den Windmühlen aber die Flügel befestigt und sich auf seinem Zapfen umwendet. Insgemein heißt es ein jeder Baum, der mit seiner Bewegung um seinen Mittelpunkt, vermittelst eines daran gestoßenen Rades, Zwerchbaums oder Kurbe, auf seinem Zapfen sich umwendet, und einen größern Cirkel beschreibt, wie dergleichen bey tiefen Brunnenwinden und anderen Hebezeugen zu sehen."- http://tinyurl.com/pwxkdz8In der "Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen" von 1860, Seite 261, ist in einer Anmerkung zu lesen:"*) Grindelbach, gleichbedeutend mit Mühlenbach. Davon im Englischen to grind, mahlen. Der Grindel heißt noch jetzt der Theil des Pfluges, an dem sich die Räder bewegen, z.B. bis unter den Grindel (Achse, Welle) pflügen. Grindel (Grindelein) ist Deminutiv von Grind. Im Hausbuche von 1595 heißt es von der Spiegelberger Mühle: "eine Mühle mit einem Grinde, gehöret dem Grafen Spiegelberg.""- http://tinyurl.com/nm8mphv Im "Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche ..."
von Johann Siegmund Valentin Popowitsch, WIEN, bey Joseph Edlen von Kurzböck; 1780., Seite 398/399:"Mühle die. ... Die Mühlen haben ein einfaches oder ein doppeltes Werk: die Sicilianischen Mühlen sind die einfachsten und vielleicht die ältesten, der Grindel steht sänkelrecht, und treibet ohne ein anderes Nebenwerk den Läufer ; man heißt auch einfaches Werk, wenn auf dem Hauptgrindel gleich das Kammrad stecket, welches mit seinen Zähnen das Getriebe herumdrähet, das auf der eisernen Mühlstange sich befindet, die sodann den Läufer beweget; ein doppeltes Werk ist, wo außer dem Kammrade, das höher stehet, auch ein Hirnrad unten auf dem Hauptgrindel angebracht ist, das Hirnrad treibet den Triller, welcher auf der Wälle des Kammrades stecket, dieser treibet den Grindel des Kammrades, welches das Getriebe der Mühlstange treibet, und diese treibet den Mühlstein. ... "Bei der Vielzahl der Quellen gewinne ich den Eindruck, dass der Gründel/Grindel kein spezifisch österreichisches Wort ist, das allerdings sowohl in Ö als auch in D weitgehend nur Fachleuten bekannt sein dürfte.Eine interessante Auseinandersetzung mit Grindel einschließlich Deutung der Herkunft ist hier zu finden:- http://www.onomastik.com/grindel-im-norden.php
Compy54 21.12.2013


Hier noch etwas aus der Sagenwelt: "Die Teufelsmühle"
- http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/waldviertel/teufelsmuehle.html
Compy54 22.12.2013





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