Kommentare (6)
Historische Nebenbedeutung
"...in eine ehrbare und gemeine Herberge in Bamberg einzureiten, mit eurem selbsteigenen Leibe, dreyen Knechten und vier guten,
leistbaren Pferden, und allda eine rechte Inlage zu halten, wie gewöhnlich." Die Einhufer sind in diesem Falle nicht erschwinglich, sondern
von gutem Wuchs, schöner Gestalt. Möglicherweise ist "leistbar" in der hier eingetragenen Bedeutung aus der Verkürzung von "finanziell leistbar" entstanden.
anachoret 11.05.2011
Danke Koschutnig!
Ist "verzichtbar" auch eine österreichische Retourkutsche?
klaser 13.05.2011
@ Klaser: "verzichtbar" und "unverzichtbar"
sind zwar (nicht allzu neue) Neubildungen, aber nicht auf hiesigem Mist gewachsen. „bedenklich“ seien sie allerdings, meint man im Wiktionary, da sie ja nicht von echt transitiven Verben gebildet worden sind.
Zu „unverzichtbar“ gibt DWDS 3424 Beispiele, die meisten aus der ZEIT, aber auch aus dem deutschen Bundesbeamtengesetz u.a. Unter den ersten 20 war gar keins aus Österr.
http://www.dwds.de/?qu=unverzichtbar Zu
„verzichtbar“ gibt DWDS 168 Beispiele , darunter Willy Brandt (Rede zur Lage der Nation, 1971):
Ich möchte den 2. Eckpunkt nennen: Das Gleichgewicht in Europa, zu dem die Allianz notwendig ist, wird auch durch Verträge keineswegs verzichtbar oder gar überflüssig.Oder aus einer bayerischen Klage gegen den deutschen Grundvertrag [1973]:
Bei dem verfassungsrechtlichen Gebot der Vereinbarung eines Ausreiserechts bei völkerrechtlicher Preisgabe Deutscher an einen anderen (insbesondere einen sozialistischen) Staat, handelt es sich um ein fundamentales Gebot der Verfassung, das nicht verzichtbar ist. http://www.dwds.de/?qu=verzichtbarp.s.: Wenn du auf DWDS nicht alle Beispiele sehen kannst, hast du dich nicht (gratis) registriert oder eingeloggt.
Koschutnig 13.05.2011
@ anachoret: Ähnlich,
nämlich vom transitiven Verb her – von
etwas leisten und nicht vom reflexiven
sich etwas leisten - wird ein anderes
leistbar ja auch bereits zum (deutschländischen) Nomen
Leistbarkeit (=Machbarkeit) gebildet in Beispielen wie
„Die Agentur überprüft die zeitliche Leistbarkeit der Prüfungen“, was dann ins Englische übersetzt wird mit:
if the exams can be taken http://tinyurl.com/637jy8q Dein historisches Beispiel (
"Nebenbedeutung") war allerdings sprachlich auch damals bestimmt nicht glücklich, da die Nachsilbe
--bar doch eine passive Bedeutung hat, die Pferdlein aber doch sicherlich
fähig sein sollten, allerhand zu leisten. Ich meine, dieselbe Verwechslung passiert auch heut oft, wenn z. B. von „Lagerfähigkeit“ statt "Lager
barkeit", von „lagerfähigen Batterien“ statt „lagerbaren “ u. dgl. gesprochen wird und irische Butter ob ihrer angeblich "exzellenten Streich
fähigkeit" gepriesen wird. Wozu ist die Butter fähig? Was wohl mag auch der Grund sein, dass in manchen Ohren "austauschfähig" so viel fachlich kompetenter klingt als "austauschbar"?
Koschutnig 13.05.2011
DUDEN ist da recht eigensartig. Obwohl das Wort in der Bedeutung "erschwinglich" mittlerweile in der Bundesrepublik D allgemein verwendet wird , sagt Duden mit Bezug zum Verb „sich leisten“ , das im der umgangssprachlichen(!) Bedeutung 2a („sich etwas Besonderes, das mit größeren Ausgaben verbunden ist, gönnen, anschaffen“) zu „leistbar“,:
so beschaffen, dass man es sich leisten (2a) kann
Gebrauch
besonders österreichisch
BEISPIELE
• leistbare Wohnungen, Grundstücke
• das teure Auto ist für ihn nicht leistbar
Lupina 22.11.2023