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Tschinggeler, Tschinkeler

der,

Italiener


Wortart: Substantiv
Tags: Tirol,veraltend
Kategorie: Schimpfworte - liebevoll bis leicht
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 17.06.2016
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Kommentare (6)


Sohn einer Tiroler Landarbeiterin und eines italienischen Hausierers , […] sah wie ein Paradetiroler aus, galt als der beste Glockenläuter in der Pfarrkirche von Kitzbühel, war von 1904 bis zu seinem Tod (1976) Mitglied der Blasmusikkapelle, wurde von den Fremdengästen sehr gerne in seiner schönen Tracht fotografiert, hasste die »Tschinggeler « (die Italiener), musste vielleicht im 1. Weltkrieg gegen seinen Vater kämpfen
source: Felix Mitterer, „Ein Jedermann“ (1992)
In unserer Nachbarschaft gab es ein schäbiges altes Haus ... Darin wohnten scheue Menschen, zwei oder drei Familien von Tschinggelern, wie wir die italienischen Einwanderer damals nannten. Es waren wohl zugewanderte Trentiner
source: Wolfgang Hermann, „Herr Faustini und der Mann im Hund“. Roman (Wolfgang Hermann)
Essenszeit. Bei uns beiden gab es solche fixen Zeiten nicht, aber wir bekamen plötzlich auch Hunger. "Jez gehn's Nudeln fressen, die Tschinggeler", meinte halblaut mein Freund
source: Otto Licha, „ Zuagroaste“. Kalendergeschichten (2005)


Die Schreibung mit -gg- soll den Unterschied des unbehauchten [k] zum sehr kehligen typischen Tiroler K zeigen.
Ein Eintrag mit -k- findet sich unter
Tschinkeler
PUBLIKATION: WBÖ 5, 766.
Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich
Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
©2012 Alle Rechte vorbehalten ISBN: 978-3-7001-7300-7
source: Institut für Österreichische Dialekt- und Namenlexika

Koschutnig 17.06.2016



Als nun Leonardo in der Innsbrucker Leopoldschule die erste Bekanntschaft mit dem Tiroler Heimatkundeunterricht machte, erfuhr er, dass die Italiener immer schon Feiglinge gewesen wären, ihre Freunde im Krieg verraten und uns Tirolern Südtirol gestohlen hätten. [...] Sein Lehrer war nach wie vor der Meinung, dass seine Faulheit typisch sei, und die Mitschüler legten sich besonders ins Zeug, wenn es darum ging, dem 'Tschinggeler' eins auszuwischen.
source: Otto Licha, „ Zuagroaste“.Kalendergeschichten (2005)
die Italiener haben uns zweimal verraten und werden es wieder tun, Walsche Tschinggeler Katzelmacher
source: Walter Klier, „Aufrührer“. Roman (1991)

«Tschinggeler» auch in der Schweiz:
Unter den ohnehin schlecht entlohnten Handlangern und Maurern sind 200 bis 300 ohne Arbeit.
Zum Teil ist diese Arbeitslosigkeit durch italienische Arbeiter verursacht, die sogenannten «Tschinggeler», die von den Unternehmern, weil billiger, zuverlässiger und geschickter, vorgezogen werden. Dass Schweizer wegen ausländischer Konkurrenz keine Arbeit finden, verbreitet Ärger
source: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde (1993)

Koschutnig 17.06.2016


Tschingg ist in der deutschsprachigen Schweiz sowie im angrenzenden deutschen Südbaden und österreichischen Vorarlberg eine abwertende Dialektbezeichnung für einen Italiener. Wikipedia

Eine ursprünglich in der Schweiz entstandene Titulierung und daher eher als Import nach
Vorarlberg zu werten und daher nicht spezifisch für Österreich.
A-1989+D 17.06.2016


Auch die Kurzform Tschingg ordnet

http://www.openthesaurus.de/synonyme/Tschingg
(Tschingg (schweiz.)) der Schweiz zu.
A-1989+D 17.06.2016


Das Wort Tschingg/Tschinggele kommt vom Italienischen Wort cinque also Fünf. Mitgebracht hatten es die Gastarbeiter von Italien aus ihrer Heimat mit in die Schweiz.

Es ging bei dem Spiel darum eine Münze möglichst nahe an die Wand zu werfen. Gewinner war derjenige der dessen Münze der Wand am nächsten war. Dabei verwendetet die Spieler das Wort cincue.

Auf jeden Fall haben die Scheizer, der italienischen Sprache noch nicht mächtig das Wort cinque aufgeschnappt und aus dem wurde das uns bekannte Word Tschingg/ Tschinggele.

Das grenznahe Vorarlberg wie auch Tirol später übernahmen es in Teilgebieten.
A-1989+D 17.06.2016


Herzig, das mit dem cinque, nur ist’s typische Volksetymologie, und da passt halt, wie das eben so geht, mit der Zeit und dem Ort allerhand gar nicht.
Erklär doch mit deinen italienischen Münzenwerfern, wieso bereits 1893 ein
Ulrich Tschinggeler zu Niedermuleren erwähnt werden konnte! (Fontes rerum bernensium. Bern's Geschichtsquellen, Band 7 )
Auch Schweizer sind nicht unbedingt von der Erklärung überzeugt, lies „Dolce und Dreamy“,
das Wort soll von der Zahl fünf hergeleitet worden sein, ... Aber ob das wirklich stimmt, weiss ich auch nicht
source: Schneider, Dolce und Dreamy
Außerdem ist das übliche Wort in der Schweiz nicht "Tschinggeler", sondern "Tschingg" bzw. "Tschinggeli", s. die vielen Nachweise z.B.
Mira, es Tschinggeli, un es arms Tröpfli, wo uf der ganze Wält niemer meh het.
source: Bälzli, Bärnerchoscht
Weiter: Erklär, wie ausgerechnet ein angeblich schweizerisches Wort in den Südtiroler Dialekt gewandert ist? Nach Vorarlberg, das wär ja verständlich, aber nach Südtirol?

tschinggeler - abfällig für Italiener
source: Südtiroler Dialektwörterbuch


Buchstäblich außer-ordentlich ist jedoch, was da im Südtiroler steht steht:
Die in älterer Zeit auf ein Jahr beschränkte Amtsdauer des Bürgermeisters, den man bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts sindicus und zu deutsch auch Tschingg nannte, wurde 1744 auf zwei Jahre verlängert
source: Der Schlern 56 (1982)


"Den Vorhang zu und alle Fragen offen!" (© - o nein, nicht Reich-Ranicki, sondern Bert Brecht - "Der gute Mensch von Sezuan")
Koschutnig 17.06.2016





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