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Kaschkanat, Kaschernad, Kaschernat, Kaschonad

der,
[ kåschkånåt, kåschanät u.a. ]

eine billige Speise; Speisengemenge; Mischmasch; Durcheinander


Wortart: Substantiv
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 21.12.2014
Region: Klagenfurt(Stadt) (Kärnten)
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Kommentare (3)


»Hat sie zerbrochene Reindl und Tellerl, So bind ichs ihr wieder um ein Bagatellerl, Um ein Ritscher, um ein bissl Kaschernad, Mit einem mordmäßig starken Eisendraht.«
source: Clemens von Brentano, „Victoria und ihre Geschwister“ (1813/17)

Verblüfft stellt der Leser fest, dass es im „klingenden Spiel“ des deutschen Romantikers Clemens Brentano „Victoria und ihre Geschwister, mit fliegenden Fahnen und brennender Lunte", erschienen 1817 in einem Berliner Verlag, nur so von österr. Provinzialismen wimmelt, entnommen zum Großteil offenbar Ignaz Sonnleithners 1811 erschienenem Wörterbuch „Mundart der Österreicher oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z“. Er habe nämlich, so Brentano in der Vorrede, das Stück 1813 in Wien für den "großen Komiker Hasenhut" und fürs „Theater an der Wieden“ [sic!] geschrieben, wo es aber nicht zur Aufführung gekommen sei und auch keinen Verleger fand. Für den dt. Leser aber wurde in Berlin dem Text eine ausführliche Liste von Sonnleithner'schen Worterklärungen beigefügt . Da wird dann auch das „Kaschernad“ erklärt:
»Kaschernad, ein Ochsenfuß mit Essig und Öl. Ein schlechtes Essen, von dem man nicht weiß, was es ist. Kommt von cochonade, eine Schweinerei, Essen von Schweinsfüßen.«
source: Clemens von Brentano, Gesammelte Schriften (1852)
Bei Sonnleithner (1811) hatte es sich noch so gelesen:
»Kaschernad, ein Ochsenfuß mit Essig und Oel. Eine schlechte Speise, oder eine solche, von der man nicht recht weiß, was sie ist, wie eben sogenannt. Was is denn das für a Kaschernad?.«
source: Ignaz Sonnleithner, „Mundart der Österreicher oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z“
Gegen die Herleitung protestiert ein berühmter Österreicher:
»von Käschanäd wird cochonade als das Stammwort angegeben, cochonnade ist aber gar kein französischen Wort, der Franzose sagt cochonnerie, cochonade (noch dazu mit einem n) ist im Französischen unerhört. Kaschernad heißt nach Sonnleithner's mundartlichem Wörterbuche eine scharfe Speise, wie ein Ochsenfuß mit Essig und Oel, und wird wohl vom jüdischen Koscher herzuleiten sein, «
source: Hammer-Burgstall, "Österreichische Mundart" In "Jahrbücher der Literatur", Bd. 120 (1847) S. 93 - 125
Von einer solchen Herleitung ist man auch im Austria-Forum überzeugt:
"Koschernat, Kaschernat (hebr. koscher nat) Speisengemisch"
source: Peter Diem, Helga Maria Wolf (6.8.2011), „Bekannte Ausdrücke aus dem Judentum und dem Jiddischen“, Austria-Forum

Trotzdem sind andere bei der frz. Herkunft geblieben, s. Pohl, "Die österreichische Küchensprache":
»Kaschernat (Aussprache ma. [käsanöt]) f: jede Art von „Mischmasch" oder Eintopf, v. a. — > Grenadiermarsch (WAGNER 127, aus frz. cochonnade 'Schweinerei', so HORNUNG 533)«
source: Heinz Dieter Pohl, "Die österreichische Küchensprache ( 2007)
, Betrachtet man die jetzigen Rezepte für als "Kaschernat" bezeichnete Gerichte, dann hat sich hier allerdings seit dem Sonnleithner'schen Ochsenfuß mit Essig und Öl ein starker Wandel in versch. Richtungen vollzogen, ein rechtes Kaschernat, würd' ich meinen.
Koschutnig 21.12.2014


Ein Kaschernat/d ist allerdings ein Durcheinander nicht nur für den Magen:
Während Friedrich Schlögl um 1880 in „Wiener Blut und Wiener Luft“ in der „Saison der Wurst“ einer „volkswirtschaftlichen und neugastronomischen Studie“ über diese Wurst meckert
»mit dem Füllsel von diversen Abfällen, alten Semmelkrumen und sonstig kleingehacktem Kaschernat «
source: Friedrich Schlögl, „Wiener Blut und Wiener Luft“ (Salzburg 1997)
- und dieses Kuddelmuddel auch im steirischen Wörterverzeichnis von „Unger-Khull“ vor allem auf den Magen bezogen erscheint:
»Kaschernad oder Kaschonad = Gemengsel. besonders Speisengemengsel «
source: Theodor Unger, „ Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schmellers Bayerischem Wörterbuch" , hg. Ferdinand Krull (1903), S. 379
, wird das herzige Wort umstrittener Herkunft schon früh ganz allgemein für ein Durcheinander gebraucht: 1802 z.B. sagt im Textbuch einer komischen Wenzel-Müller-Oper der Thaddädl, ein Sohn des Kaspar:
» „Ich bitt um Verzeihung (lacht selbst). Ich hab da über Zwerg*) hinüber gelesen, darum ist so ein Kaschernat heraus kommen.“ «
source: Joachim Perinet, Wenzel Müller, „Kasperl's neu errichtetes Kaffeehaus, oder der Hausteufel“ (1802)
Anm. *): Mit oberdeutschem „Zwerg" ist hier das mitteldeutsche ‚quer’ gemeint, vgl. s. „Zwerchfell". Und ein Gumpoldskirchner überlegt anlässlich einer Wiener Kunstaustellung 1841:
»i bin eh no alleweil, wo i do schon alles g'schriebn hab, ganz damisch, und mi hats selber g'wundert, daß nit ein rechter Kaschernat wie in manchen andern Rezensionen herauskummen is.«
source: "Des Gumpoldskirchners Hans Jörgels komische Briefe "( Mai 1841)

Koschutnig 22.12.2014



MUFFINGER. [...] ich will ihr jetzt nicht den Kopf verwirren, sonst kocht sie in der Extas' den Gästen einen Kaschkanat zusamm
source: Nestroy, Karikaturen-Charivari mit Heurathszweck (1850)


ABENDWIND. […] Is der Ho-Gu da, mein Koch?
HO-GU (vortretend, und sich tief verneigend). Unterthänigst, submissest, zu devotestem Befehl.
ABENDWIND. Zu was dieser servile Kaschkanat? So lang du keine Speis verdalkst, kannst du frey und offen zu deinem Herrscher sprechen.
source: Johann Nestroy, Häuptling Abendwind (1862), Projekt Gutenberg

Siljara 02.02.2022





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