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Klefizianer, Klefuzianer

der,

Geizkragen


Wortart: Substantiv
Kategorie: Veraltet, Historisch Schimpfworte - liebevoll bis leicht
Erstellt von: eska
Erstellt am: 30.10.2007
Bekanntheit: 60%  
Bewertungen: 2 3

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Kommentare (4)


wirklich historisch schon !
Bei "Klefuzianer" handelt es sich in der Tat um ein vergessenes Wort. Es findet sich lediglich in Günther Jontes "Österreichischem Schimpfwörterlexikon". Dort ist es als "spöttische Bezeichnung für einen ,Pedanten‘ oder einen ,übergenauen Menschen‘" eingetragen.

Zuerst hat es so ausgesehen, wie wenn der Ausdruck nur im Süden Österreichs geläufig wäre. Denn in den Zeitungsarchiven findet man lauter Belege, die in diese Himmelsrichtung weisen. Auch "Telemax" Robert Löffler hat die Bedeutung des Wortes einem Kärntner entlocken können: "Klefuzianer — das ist einer, der nichts auslässt, ein Geizkragen."

In der Kärntner Ausgabe der "Kronenzeitung" findet man das Wort gleich in zwei Glossen. Die eine, von Heinz Grötschnig, ist so schön, dass ich sie hier wiedergeben möchte. Sie stammt aus einer Zeit, als es noch den Schilling gab und illustriert recht gut die Bedeutung des Ausdrucks: "Liebe Urlauber! Die Schamesröte soll ’s euch über den angebrannten Teint ziehen, so dass ihr leuchtet wie frisch gestrichene Tomaten . . . Ihr seid, die Statistik hat euch gnadenlos überführt, Klefuzianer. Gebt in Kärnten im Schnitt täglich magere 826 Schilling aus. Da lachen ja die Steirer: Sogar deren Gäste üben sich in noblerer Geste — mit immerhin 882 S pro Tag. Und erst die Wiener! 1669 Alpendollar legt’s denen ins Börserl."

Eine Kennerin des Wienerin hat den Ausdruck bestätigt. Sie konnte auf Anhieb die Bedeutung sagen: "Ein Klefuzianer ist ein Geizhals, ein kleinlicher Mensch." Das Wort ist also auch in Wien bekannt.

Was die Etymologie anlangt, tappt man im Dunkeln. Irgendein Zusammenhang mit "Konfuzianer" wird wohl bestehen, vielleicht auch eine Verbindung zu "kletzeln" (= penibel mit den Fingern herunterkratzen, ursprünglich: Holz zu Fassdauben spalten). "Kletzendrucker" war früher eine Umschreibung für "Geizhals", ähnlich wie heute "Nudeldrucker".
Ich möchte die Frage nach Verbreitung und Ursprung des Wortes an die Ostarrichianer weitergeben. In meinem Kopf hab ich mir auch eine Theorie zurechtgelegt, warum das Wort heute so populär ist. Da "Geiz ist geil!" eine Maxime unserer Gesellschaft geworden ist, werden wir halt alle zu Klefuzianern.

Bin schon gespannt, wann das Wort seinen negativen Klang verliert und auch in der Werbung als Lockruf eingesetzt wird: "Komm zu Saturn! Sei ein Klefuzianer!"..............LG von Feldkirchen an "Fiellah" !!
dankscheen 30.10.2007


Anwendungsbeispiel zu einem wunderbaren Eintrag
Kärntner Tageszeitung (Frühjahr 1973):"Bucher-Erbschaft für Kinderdorf Moosburg. Zu Lebzeiten als Klefuzianer bekannt, hat sich der große Schauspieler und einmalige Interpret Kärntner Art, Schorsch Bucher, über das Grab hinaus als großzügiger Freund elternloser Kinder erwiesen." (zitiert nach Ida Weiss: "Georg Bucher", Klagenfurt 1974, S. 124)
Koschutnig 08.10.2009


Quelle (dankscheen):
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4409&Alias=wzo&cob=209242
JoDo 10.10.2009


Auf Sedlaczeks "Wiederentdeckung des Klefuzianers"
in der Wiener Zeitung (URL s. JoDo-Kommentar)postet Dr.Herbert Michner am 16.12.2005 15:37:32:
»Türkische Wurzeln.
Das Wort kommt aus dem Türkischen (kilibik oder kylybyk) und heißt dort "Tölpel, Pantoffelheld". Hierauf gelangte das Wort als "Turzismus" in das Kroatische und Serbische, vorerst an der Militärgrenze, phonetisch slawisiert in Klebècan in derselben Bedeutung. Dieses Wort war auch geläufig in der Wojwodina und in Syrmien. Es war belegt in allen kroatischen und serbischen Wörterbüchern bis Ende des 1. Weltkriegs. In Agram wurde es auf "agramerski deutsch" umgewandelt in Klefucijaner, in der erweiterten Bedeutung "Geizkragen". Ich selbst
[schreibt Dr. Michener] hörte diesen Ausdruck in Agram noch oft in den 1970er Jahren von Personen, die vor 1914 geboren worden waren, z. B. über ein Ehepaar: "ona je nobl, ali on je smucig kao Klefucijaner" (= Sie ist nobel, doch er ist schmutzig wie ein Klefuzianer.) M. E. hängt das Wort mit Konfuzianer (wohin kam das n und woher das l?) ebenso wenig zusammen, wie die Seeschlacht von Salamis mit den ungarischen Salamis.«
http://tinyurl.com/ye6utaf
Koschutnig 06.02.2010





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