Rex 17.04.2008Ich bin zwar kein Österreicher (Amerikaner, verzeiht im Voraus mein Schriftdeutsch)—ich habe aber eine Frage, die hoffentlich hier angemessen wäre, und die ihr vielleicht beantworten könnt.
Ich interessiere mich für die Oper Der Rosenkavalier. Da spielt das Ö eine wesentliche Rolle.
Es gibt darin eine Zeile, die so lautet: “Führa g’fahrn, außa g’ruckt, Sö, Herr Baron!”
Heißt das, wie es die meisten englischen Übersetzungen wollen: Das Wagen ist vorgefahren, ich habe es draussen rücken lassen; oder heißt es vielmehr etwa: Vorwärts, heraus damit, (also mit dem Geld). Oder eine Mischung von beiden?
Für Info von den Ostarrichi-Experten wäre ich sehr dankbar!
Gruß,
Rex
Re: Oesterreischisch in der Oper.....
JoDo 17.04.2008Vorwärts, heraus damit! Eindeutig "Führa g’fahrn, außa g’ruckt" - Vorgefahren, herausgerückt - Imperativ Allein mit dem "Sö" kann ich im Moment nichts anfangen, das ist aber nebensächlich. vlG JoDo
Re: Oesterreischisch in der Oper.....
Rex 18.04.2008Ein großgeschriebenes Wort, mitten in einem Satz….ich habe angenommen, “Sö” heißt “Sie.”
Ich bin aber kein Muttersprachler. Also, was wäre denn “Sö”?
Danke vielmals für den Hinweis über Führa gfahrn usw. Jetzt sind die englischen Übersetzungen zu korrigieren. . . .
Gruß
Rex
Re: Oesterreischisch in der Oper.....
JoDo 18.04.2008Ja, Rex! Sö = Sie, das ergibt einen Sinn!
DIE KUTSCHER auf den Baron eindringend Für die Fuhr', für die Fuhr', Rösser g'schund'n ham ma gnua!
HAUSKNECHT den Baron grob anrempelnd Sö fürs Aufsperrn, Sö , Herr Baron!
WIRT immer die Rechnung präsentierend Entschuld'gen Euer Gnaden.
KELLNER Zwei Schock Kerzen, uns gehn die Kerzen an.
BARON im Gedränge Platz da, Kreuzmillion.
DIE KINDER Papa! Papa! Papa!
ALLE schreien wild durcheinander
BARON drängt sich mit Macht durch gegen die Ausgangstür, alle dicht um ihn in einem Knäuel
HAUSKNECHT Führa g'fahr'n, aussa g'ruckt, Sö , Herr Baron!
ALLE sind schon in der Tür, dem Lakai wird der Armleuchter entwunden
BARON stürzt ab
Wahrscheinlich habe ich es deswegen nicht erkannt, weil "Sie" im Wienerischen als Se(e) artikuliert wird: Sie, hören Sie! = SeeheansSee!
Schön zu erfahren, dass es auch Leute gibt, die sich auch für solche "Kleinigkeiten" interessieren, noch dazu, wenn Du, wie Du schreibst, kein Muttersprachler bist! Großes Kompliment JoDo
Re: Oesterreischisch in der Oper.....
Rex 20.04.2008Hier ist noch eine solche “Kleinigkeit."
In der Endfassung, heißt es, “Nicht einmal mehr als ein Busserl kann ich dir geben,” und darauf gibt die Fürstin dem Oktavian ein Busserl, also ein Küßchen.
Aber früher hat Hofmannsthal nicht Busserl, sondern Buss’l geschrieben. Heißt das auch ein Kuß—oder etwa, “Den einzigen Lohn, den ich dir geben kann, ist ein Biskoterl” – da die beiden gerade beim Frühstücken waren? Läßt sich das so verstehen?
Da müsste ich schon ein ausgefuchster Hofmannsthal-Exeget sein um das schlüssig zu beantworten.
Also, so, wie es in der Endfassung steht (eine andere hab´ ich ohnehin nicht zum Vergleich), ist das Busserl ein Küsschen. Auch ein Buss´l (find´ ich aber nicht im Text) wäre dasselbe.
Läge allerdings der Fokus mehr auf dem Frühstück und könnte man irgendeinen Verweis auf Mehlspeisen sehen, dann könnte das Busserl auch eine MAKRONE gewesen sein (Nussbusserl, Kokosbusserl , ...). Die Mehlspeise hingegen wird meiner Meinung nach nicht als "Buss´l" bezeichnet, sondern allein als Busserl.
Im Libretto kommt freilich auch das vor:
Marschallinzu Octavian Geh Sie nur.
Baron Hat Sie noch ein Biskoterl ? Bleib' Sie doch! Leise Sie ist ein süßer Engelsschatz, ein sauberer.
Baron verneigt sich nochmals, dann zu den Lakaien Sieht Er jetzt wohl, daß Ihre Gnaden entzückt ist, mich zu sehen? Auf die Marschallin zu, mit weltmännischer Leichtigkeit, indem er ihr die Hand reicht und sie vorführt. Und wie sollte Euer Gnaden nicht. Was tut die frühe Stunde unter Personen von Stand? Hab' ich nicht seinerzeit wahrhaftig Tag für Tag unserer Fürstin Brioche meine Aufwartung gemacht, da sie im Bad gesessen ist, mit nichts als einem kleinen Wandschirm zwischen ihr und mir. Ich muß mich wundern, zornig umschauend wenn Euer Gnaden Livree –
Das österreichische Wörterbuch stellt eine Sammlung von österreichischen Wörtern dar um die Unterschiede des österreichischen Deutsch am Leben zu halten.
Derzeit sind über 1300 Wörter ins Wörterbuch aufgenommen wobei es weit mehr eingetragene Wörter gibt.
Die Ursprünge des Wörterbuches entstanden vor etwa 15 Jahren als ich von Österreich nach Deutschland gezogen bin und mehr mit hochdeutsch sprechenden Menschen zu tun hatte.
Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche österreichische Wörterbuch dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.
Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.
Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.