Thema: Kas(s)pressknödel

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Kas(s)pressknödel
06.10.2008 von albertusmagnus

Kas(s)pressknödel
06.10.2008 von albertusmagnus

Wie schreibt man diese richtig und woher kommt die Bezeichnung? Sollte sie vom verwendeten Käse kommen, wäre wohl Kaspress... richtig. Auch google bringt hiefür mehr Treffer, aber was weiß man schon?

Hoffe auf baldige Antwort, um die Diskussion mit meinem Wirten so oder so beenden zu können! Danke, albertusmagnus

Re: Kas(s)pressknödel
06.10.2008 von Weibi

Hallo albertusmagnus,

(mangels scharfem S, nachfolgend press immer mit ss) -

NÖ, Pressknödel:
Zu gleichen Teilen gekochte Erdäpfel und Topfen, Prise Salz, Mehl, Schmalz.
Teig machen, Rolle formen. In Stücke schneiden, Knödel formen, FLACH DRÜCKEN und in heissem Schmalz oder Butter backen.

Salzburg:
Pinzgauer Kasknödel: Gewohnter Knödelteig aus Semmeln mit Zwiebeln, Peterle etc. + gekochte geriebene Erdäpfel + Pinzgauer Käse/“Almkas“. Knödel oder LAIBCHEN (das heisst, hier wird wieder FLACH GEDRÜCKT) formen, im schwimmendem Fett ausbacken. Werden dann oft noch in Suppe überkocht.

Pinzgauer Pressknödel: Flach gedrückte Knödel (ohne Kas).
Im Lungau wird der noch weichere Lungauer Bauernkäse verwendet für die Kasknödel.

Pressknödel sind eine Pinzgauer Spezialität, man kann auch geröstete Fleisch- oder Wurstreste dazugeben. Der bei der Zubereitung dieser Pressknodel abfallende Teig, der zu anderen Speisen verwendet wird, heisst "Tranterach". Schon mal gehört?

Tirol:
Pressknödel sind hier PLATTGEDRÜCKTE (GEPRESSTE) Teigklumpen (mit Käse vermengt), die halb zu den Nocken, halb zu den Knödeln gezählt werden. Im schwimmendem Öl oder heisser Butter braun gebacken. Dann nochmals in Wasser gekocht. Trocken oder als Suppeneinlage gereicht.
Verschiedene Varianten in verschiedenen Dörfern (Tux, Ahrntal, Zillertal – hier heissen die flachgedrückten Knödel auch „Zerggl“ oder „Böidr“).

Kasknödel gibt es über’s ganze Tirol hin verstreut in diversen Varianten.

Quelle: „Vom Essen auf dem Lande“ – Franz Maier-Bruck.

Faszit: Kaspressknödel sind Knödel mit Käse (also "Kas", die dann flach gedrückt (gepresst) eine Laibchenform bekommen. Offensichtlich tut jede Region ihren heimischen Kas dazu.

Na dann, guten Appetit und erfolgreiche Diskussion, Weibi

Re: Kas(s)pressknödel
06.10.2008 von albertusmagnus

Diese umfassende Antwort erschlägt mich geradezu, werden sogar noch Rezepte dazu geliefert!

Großer Ko-Tau und ein herzliches Danke, meine Vermutung, daß es simpel von Käse kommt, dürfte also richtig sein...

Re: Kas(s)pressknödel
06.10.2008 von Weibi

.... meine Vermutung, daß es simpel von Käse kommt, dürfte also richtig sein...

Jawoll, so is es.

Re: Kas(s)pressknödel
09.12.2008 von Koschutnig

Völlig unnötige Unterstützung von Weibis exzellenter Auskunft:

Kaspressknödel vom Landgasthof Planötzenhof, Innsbruck:

25 dag Knödelbrot
¼ l Milch
2-3 Eier
5 dag Butter
Salz, gewiegte Petersilie, Kümmel
1 gehackte Zwiebel
25 dag Käse (Graukäse, Bergkäse)
2-3 EL Mehl

Das Knödelbrot salzen, mit Eiermilch übergießen, durchmischen und ziehen lassen.
Die Zwiebel in der Butter anrösten und mit der Petersilie und dem Kümmel zum Brot geben
Käse reiben und zugeben. Die Masse mit Mehl binden und nochmals etwa 10 Minuten ziehen lassen
Knödel formen, flach drücken und in Butterschmalz oder Öl herausbacken.
Tipp:
Mit abgeschmolzener Butter und Parmesan servieren. Dazu passt Sauerkraut oder Salat.
Kaspressknödeln schmecken auch sehr gut in einer echten Rindssuppe.

Ähnlich die Kaspressknödel der Wirtin des Gasthauses Gletscherblick in Mieders, Tirol:

1/2 kg Knödelbrot
1/4 liter warme Milch
3 Eier
1 Zwiebel
30 dag geriebener Käse (Bergkäse,Graukäse, Gauda, Bierkäse)
Salz, Kümmel,Pfeffer
1 kl. Bund Petersilie
Butterschmalz zum Ausbacken

So wird's gemacht:
Knödelbrot in eine Schüssel geben, warme Milch und Eier dazu.
Zwiebel klein schneiden und in Butter leicht anrösten.
Nicht zu heiss zur Knödelmasse geben. Würzen.
Petersilie hacken, Käse reiben und alles unter die Knödelmasse kneten.
Das Ganze 10 Minuten rasten zu lassen,damit die Masse quellen und binden kann.
Nun Knödel formen, flach drücken und in Butterschmalz auf beiden Seiten goldbraun herausbacken und auf Küchenpapier ein wenig abtropfen lassen.
Dazu reicht man einen knackigen grünen Salat oder man serviert sie in einer Fleischsuppe.

Oder

Pinzgauer Kaspressknödel

Zutaten:
1/2 kgKnödelbrot (ca. 20 Knödel)
1 Zwiebel
Salz, Pfeffer
Petersilie
ca. 1/2 kg Pinzgauer Bierkäse (auch Käsereste-Schnittkäse)
1/4 l Wasser
6 Eier
250 g Mehl

Zubereitung:
Zwiebel fein hacken, goldgelb anrösten und unter das Knödelbrot mischen. Bierkäse entrinden und feinwürfelig schneiden. Käse, Salz, Pfeffer und Petersilie gut mit dem Knödelbrot vermengen. Die Eier mit dem Wasser verrühren, in das Brot einarbeiten und kurze Zeit stehen lassen. Zuletzt das Mehl beigeben.
Aus dem Teig Laibchen formen, bei schwacher Hitze goldgelb herausbacken. Die Knödel noch heiß in Rindsuppe servieren.

Stets geht's um den Käs!
LG
K

@ Weibi: Das -ss- nach kurzem Selbstlaut (-press...), das du rechtfertigst, ist jetzt ohnehin immer richtig, egal, ob zwischen Selbstlauten (wie bisher) oder (neu) am Wortende oder vor Mitlaut. Das war, find ich, die vernünftigste Neuerung - nicht nur wegen spanischer Tastaturen

Re: Kas(s)pressknödel
11.12.2008 von Weibi

Danke, Koschutnig,

für 1. Lob und 2. Aufklärung mit dem scharfem S (möchte es persönlich nicht missen, gefällt mir gut), aber vor allem für die Knödelrezepte, muss jetzt echt mal ausprobieren.
Wie war dieser Spruch – bevor man keine Knödel kochen kann, darf man nicht heiraten? Ob das auch für Männer gilt, hm?

Bemerkung am Rande: G'lustn tat's mi efters noch an Glundner Kas und an krochign Bauanbrot!

Spass beiseite, jetzt noch etwas Geschichtliches:

Die Mondseer Urknödel

Die kulinarische Archäologie datiert ihre ersten „Knödelfunde“ (zumindest aber Teigfunde) aus den jungsteinzeitlichen Pfahlbaudörfern, die zwischen 2500 und 1800 v. Chr. am Mondsee angelegt wurden. Zwischen Gefässen für Weizen und Hirse, Reibsteinen und Flachbeilen fand man auch Reste von Teig, die darauf schliessen lassen, dass sie einst Obst und Fleisch umhüllt haben könnten. Auch Haselnüsse und geriebenen Mohn kannte man damals bereits. Die Grundausstattung für jene Institution, die das Volkslied später mit den Worten „Heut is’ Knödeltag“ besingen sollte, war also bereits vor knapp 4000 Jahren vorhanden.“

Quelle: Plachutta-Wagner, „Die gute Küche“.


@albertusmagnus: Wäre neugierig zu wissen, was für eine Erklärung die Wirtsleute für Kaspressknödl hatten und ob du glorreich aus der Debatte ausgestiegen bist!

lG, Weibi

Re: Kas(s)pressknödel
11.12.2008 von Koschutnig

@ weibi:
"Aufklärung mit dem scharfem S (möchte es persönlich nicht missen, gefällt mir gut)"
Du brauchtest es auch nach der neuen RS nicht missen, und hättest du's, wär's in deinen "Gefässen" schon korrekt gewesen.
Das war jetzt ein toller, wenn auch "unreiner Binnenreim", da in gewesen ein stimmhafter Zischlaut, in Gefäßen jedoch ein stimmloser Zischlaut ( [z] :[s]) steht. Was aber kümmert das einen Österreicher, wo alle s, ß stimmlos sind. Trotzdem reden die Lehrer immer noch vom "scharfen ß", was eigentlich kein Kind wirklich begreifen dürfte.
Zu: Jugendsprache veraltet, historisch:
"Jugendsprache" ist doch eine Kategorie "wird von Jugendlichen verwendet". Wenn ich aber nun sagen will, "wurde früher von Jugendlichen verwendet", ist das dann nicht historische Jugendsprache?
Denk an "steil", den unmittelbaren Vorgänger von "geil" (= klass, bärig, pfundig, toll, super, Spitze...)
Kein Erwachsener hat doch jemals "ein steiler Zahn" gesagt - und nur ein paar Monate später reimte ein Witzbold auf dieses "steil" sein "geil", und ganz, ganz schnell war "steil" veraltete Jugendsprache. Odr?

LLG
K

Re: Kas(s)pressknödel
12.12.2008 von Weibi

@Koschutnig,

meine ersten Semmelknödel machte ich vor 10 Jahren, nämlich als mir meine Mutter einen Dampfkochtopf schenkte. Das ist super, in 10 Minuten sind sie gekocht und können nicht zerfallen, weil sie nicht im Wasser schwimmen.
Mit anderen Knödeln hab ich mich noch nicht versucht - doch, 1x mit Marillenknödel, des woar a potzate G'schicht, der Erdäpfelteig. Das blieb ein einmaliges Erlebnis.

Und zur veralteteten, historischen Jugendsprache: Meine Meinung hab ich schon dargelegt. Ich hab das Gefühl du bist ein Meister darin, alles so zurechtzubiegen wie du es brauchst. Ich werde mich hüten, dir nocheinmal widersprechen zu wollen. Dürfte ich raten, was du von Beruf bist?
Also ich tipp auf entweder Lehrer/Pädagoge, oder RA.

Trotzdem respektier ich natürlich deine Meinung und wünsch dir an scheen Obnd. Weibi

P.D: Sherlock Holmes würde meinen, dass verpatzte Knödel durchaus auf eine nahende Scheidung hindeuten.
So wie er einmal von einem Mann diagnostizierte, dass dessen Frau ihn nicht mehr liebe, weil sein Hut schon seit Wochen nicht mehr gebürstet worden wäre. Alles klar?

Re: Kas(s)pressknödel
13.12.2008 von albertusmagnus

@WEIBI

Zähneknirschend und widerstrebend hat mein Wirt mir Recht gegeben und es ist ein Wunder geschehen: in der kommenden Wochen stehen sie wieder einmal auf dem Wochenmenuplan und firmieren als?

Richtig!

KASPRESSKNÖDEL!!!!

Re: Kas(s)pressknödel
13.12.2008 von Weibi

@albertusmagnus -

hoffentlich sehen sie dann auch so aus wie auf diesem Video?



lG, Weibi

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